Dr. David Hopf, der als Hauptautor die Studie maßgeblich verfasst hat, führt die wesentlichen Ergebnisse aus: „Die untersuchte Literatur bestätigt mehrere Vorteile von Open Access: Der freier Zugang führt zu einer stärkeren Nutzung und einem fachlich und geografisch diverseren Publikum. Zugleich tragen Open-Access-Publikationen stärker zum Wissenstransfer bei als traditionell veröffentlichte Forschungsergebnisse und der Publikationsprozess – die Zeit zwischen Einreichung und Annahme bzw. Veröffentlichung von Artikeln – ist kürzer. Zudem können einige vermutete negative Befürchtungen in Bezug auf Open-Access-Wirkungen wie eine geringere Qualität von Open-Access-Publikationen und Nachteile beim Verkauf von Druckausgaben entkräftet werden.“
Ein Teilergebnis ist allerdings überraschend: Dass Open-Access-Publikationen häufiger zitiert werden als Veröffentlichungen, die nicht frei verfügbar sind, wird oft als Vorteil von Open Access genannt – und auch von den meisten empirischen Studien bestätigt. Ein nicht zu vernachlässigender Teil der empirischen Literatur weicht jedoch von diesem Ergebnis ab, sodass ein Open-Access-Zitationsvorteil nicht eindeutig empirisch bestätigt werden kann. Angesichts einer hohen Plausibilität und methodischer Schwierigkeiten in diesem Bereich ist ein solcher jedoch weiterhin zu vermuten.
Lediglich ein Ergebnis zeigt eine negative Wirkung von Open Access: Wo es sogenannte Article Processing Charges (APCs) – die bei vielen Open-Access-Veröffentlichungen anfallenden Publikationskosten – gibt, können Autor:innen mit geringeren Ressourcen, etwa wegen geringer Einkommensverhältnisse in manchen Weltregionen oder fehlender institutioneller Förderung, von einer Publikation abgehalten werden. Dies ist allerdings keine Wirkung von Open Access an sich, sondern eine Wirkung eines bestimmten Geschäftsmodells zur Finanzierung von Open Access.
Offene Fragen – weitere Forschung notwendig
Neben Antworten auf Fragen zur Wirkung von Open Access identifiziert die TIB-Studie auch Aspekte von Open-Access-Wirkungen mit potenziell hoher Relevanz, die noch nicht ausreichend untersucht wurden. Forschungslücken gibt es beispielsweise zu folgenden Fragestellungen: Wie verhält sich die negative Auswirkung von APCs auf Ungleichheiten im Wissenschaftssystem zu der positiven Wirkung von Open Access auf die Diversität der Nutzung wissenschaftlicher Publikationen? Wie genau wirkt Open Access auf die Karrierewege von Wissenschaftler:innen? Wer profitiert wie stark von Open Access – verteilen sich die Vorteile gleichmäßig oder machen Geschlecht und Zugang zu finanziellen Ressourcen einen Unterschied?
Außerdem können in fast allen untersuchten Wirkungsfeldern weitere Studien helfen, die bestehenden Ergebnisse zu überprüfen und die Verallgemeinerbarkeit der Aussagen zu verbessern, etwa durch anspruchsvolle Forschungsdesigns und Methoden, die mögliche Störfaktoren systematisch ausschließen.
„Die Ergebnisse zu Open-Access-Wirkungen zeigen, dass das Ziel einer weitgehenden Transformation zu Open Access, dem sich die deutschen Wissenschaftsorganisationen verschrieben haben, der richtige Weg ist. Aus den Ergebnissen der von uns durchgeführten Studie lassen sich vier konkrete Empfehlungen ableiten: Open Access weiter ausbauen, die genannten Forschungslücken schließen, weitere Forschung zu bestimmten Wirkungen fördern und den negativen Auswirkungen von APCs auf Ungleichheiten mit entsprechenden Gegenmaßnahmen begegnen“, so das Fazit von Marco Tullney, der als Leiter Publikationsdienste an der TIB für die Studie verantwortlich ist.
Weitere Informationen zu der TIB-Studie finden Sie in den Beitrag „Wirkungen von Open Access – neue TIB-Studie zu Open-Access-Wirkungen“ im TIB-Blog: https://tib.eu/studie-open-access-wirkungen.
Ansprechpartner bei Fragen und für weitere Informationen zu der TIB-Studie ist Dr. David Hopf, erreichbar unter david.hopftibeu.