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Die veränderten rechtlichen Rahmenbedingungen bewirken einen Optimierungsbedarf bei den Netzbetreibern. Vor allem die Bereiche der Netzplanung sowie der Instandhaltung stehen im Fokus. Durch den zunehmenden Wandel in der Erzeugung mit einer stetig wachsenden i Zahl dezentraler, regenerativer Erzeugungsanlagen und der Abkehr von der Atomenergie auf 3 der einen Seite sowie der Altersstruktur der Netze auf der anderen Seite besteht in den nächsi ten Jahren ein enormer Investitionsbedarf in die Stromnetze. In diesem Zusammenhang bietet die risikobasierte Instandhaltung eine Möglichkeit zur effizienten Maßnahmenplanung für die Instandhaltung der Netze. Im Rahmen dieser Arbeit wurden zwei Verfahren zur Bewertung der Wichtigkeit eines Betriebsmittels für den Netzbetrieb vorgestellt und miteinander verglichen - auf der einen Seite das Verfahren der Wichtigkeitsbewertung anhand des Index der nicht gelieferten Energie als Ergebnis von Zuverlässigkeitsberechnungen, auf der anderen Seite ein Verfahren der Wichtigkeitsbewertung anhand eines Kriterienkatalogs. Neben den durchgeführten Zuverlässigkeitsberechnungen wurden Kriterien zur Zustands- und Wichtigkeitsbewertung für Leistungsschalter, Trennschalter, Freileitungen und Kabel erarbeitet. Für den Vergleich wurden die Analysen an einem Ausschnitt eines realen 110-kV-Netzes durchgeführt. Bei den Zuverlässigkeitsberechnungen zeigt sich, dass für eine aussagekräftige Bewertung ein sehr hoher Detaillierungsgrad notwendig ist. Des Weiteren ist das Ergebnis vom betrachtetem Index (H,T,Q,P,W) abhängig. Bei der Analyse der Ergebnisse aus den Zuverlässigkeitsberechnungen zeigen sich die dominanten Einflüsse einzelner Faktoren sehr deutlich wie bspw. die Leitungslänge bei der Bewertung der Freileitungen oder die unterbrochene Leistung bei der Trennschalterbewertung. Bei der Berechnung der Zuverlässigkeitsindizes für Freileitungen geht die Leitungslänge bspw. linear in die Ausfallhäufigkeit ein, so dass einer langen Leitung häufig eine hohe Wichtigkeit zugeordnet wird, auch wenn die übertragene Leistung relativ gering ist. Hier zeigt sich der wesentliche Nachteil des Verfahrens der Zuverlässigkeitsberechnung für die Wichtig keitsbewertung der Betriebsmittel. Bei diesem Verfahren erfolgt in Abhängigkeit des betrach teten Indexes eine starke Konzentration auf ein Kriterium. Für eine Wichtigkeitsbewertung anhand von Zuverlässigkeitsberechnungen sollte daher mehr als ein Index berücksichtigt werden, um die genannten dominanten Einflüsse zu relativieren und die Ergebnisse zu stabilisie ren. Die Wichtigkeitsbewertung anhand von Kriterien hingegen liefert differenziertere Ergebnisse. Durch die Wahl der Kriterien sowie der Gewichtungsfaktoren können hier mehrere Aspeki te und Faktoren berücksichtigt werden. Dadurch ist dieses Verfahren ein flexibles Verfahren, das auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Präferenzen von Netzbetreibern mit verschiedenen Versorgungsstrukturen angepasst werden kann. Sind die Kriterien, Merkmalsausprägungen und relativen Gewichtungsfaktoren festgelegt, ist der Zeitbedarf für eine Bewertung der Wichtigkeit wesentlich geringer als beim Verfahren der Bewertung anhand der Ergebnisse von Zuverlässigkeitsberechnungen. Zu beachten ist im Verfahren der Wichtigkeitsbewertung über den Kriterienkatalog einerseits die Bewertung der Merkmalsausprägungen eines einzelnen Kriteriums und andererseits die Festlegung der relativen Gewichtungsfaktoren der einzelnen Kriterien zueinander. Während die Bewertung der Merkmalsausprägungen in der Regel über Analysen durchführbar ist, ist die Bewertung der relativen Einflüsse schwieriger. Zur Sicherstellung der Qualität des Verfahrens ist eine fundierte Analyse der relativen Einflussstärken der einzelnen Kriterien notwendig. Hierzu eignet sich eine Befragung von Experten aus dem Bereich des Netzbetriebs sowie der Instandhaltung. Da auch unter den Experten in der Regel keine einheitliche Auffassung über die relativen Einflüsse besteht, ist die Befragung mehrerer Personen notwendig, um die subjektiven Einschätzungen zu objektivieren. Zudem gewinnt das Verfahren mit zunehmender Einsatzdauer und damit wachsender Datenbasis und Erfahrungswerten an Qualität.