Die Campylobakteriose ist eine lebensmittelbedingte Zoonose, deren Fallzahlen in den letzten Jahren stetig angestiegen sind. Die Erkrankung ist in den meisten Fällen selbstlimitierend, es kann jedoch zu schweren Folgeschäden kommen. Oft findet eine Ansteckung der Verbraucher durch den unsachgemäßen Umgang mit kontaminiertem Geflügelfleisch während der Zubereitung statt. Die Kontamination der Karkassen erfolgt in der Regel auf dem Schlachthof. Im Rahmen von pre- und post-harvest Interventionen wird versucht, das Risiko für den Verbraucher zu minimieren. Ziel dieser Studie war es, den Einfluss der Laurinsäure als Futteradditiv auf die Keimzahlen von Campylobacter coli bei mit diesen lebensmittelassoziierten pathogenen Bakterien inokuliertem Fleisch zu untersuchen. Ebenso sollten mögliche Auswirkungen der Laurinsäure auf Schlachtkörper- und Fleischqualitätsparameter geklärt werden. Des Weiteren wurden schnell (Ross 308) und langsam wachsende Masthybriden (Hubbard JA 757) sowie männliche Tiere einer Legelinie (Lohmann Brown Classic) und des sogenannten Zweinutzungshuhnes (Lohmann Dual) eingesetzt, um ebenfalls die Unterschiede bezüglich der Schlachtkörper- und Fleischqualitätsparameter zwischen den Genetiken festzustellen. Die Legelinie wurde in zwei Altersstufen in den Versuch miteinbezogen. Es wurden insgesamt 450 Broiler in drei Durchgängen mit jeweils 150 Tieren für 42-43 Tage bzw. im Falle der Legelinie 90 bzw. 98 Tage („Langmast“) lang gemästet. Vier Wochen vor der Schlachtung erfolgte eine Aufteilung in die verschiedenen Futtergruppen. Ab diesem Zeitpunkt erhielt die Kontrollgruppe ein Mastfutter mit 5 % Zusatz eines konventionellen Futterfettes, während die Versuchsgruppe 5 % eines laurinsäurereichen Futterfettes als Additiv erhielt. Am Tag der Schlachtung wurden die Lebendgewichte erhoben. Während der Sektion fand die Erfassung des Schlachtkörper-, Schenkel- und Brustmuskelgewichtes statt. Im Anschluss folgte die physiko-chemikalische Untersuchung aller Mm. pectorales superficiales und bei einem Teil dieser Brustmuskeln die Inokulation mit Campylobacter coli. Es wurden 24 Stunden post mortem die elektrische Leitfähigkeit, der pH-Wert, die Farbe (CIE-Lab-Farbraum) und 24-72 Stunden post mortem der Tropfsaftverlust bestimmt. Nach gekühlter Lagerung über mehrere Wochen bei -20 °C fand die Bestimmung des Auftau- und Kochverlustes sowie von der gekochten Brustmuskulatur die Messung der Scherkraft statt. Außerdem wurde im Rahmen einer stichprobenhaften chemischen Vollanalyse der Mm. pectorales superficiales der Gesamtwasser-, Gesamtfett-, Gesamtprotein- und der Aschegehalt erhoben. Zusätzlich erfolgte die Bestimmung des Laurinsäuregehaltes in der Muskulatur. Nach der Inokulation fand eine sechstägige Lagerung (4 °C) statt, woran sich eine quantitative Analyse der Campylobacter spp. anschloss. Die Untersuchungen brachten folgende Ergebnisse: · Es traten durch den Einsatz des laurinsäurereichen Futtermittels keine Effekte auf die Futteraufnahme oder die Körpermassenzunahmen auf (P > 0,05). · Auch die Schlachtkörperparameter Lebend-, Schlachtkörper-, Schenkel- und Brustmuskelgewicht sowie der Anteil der Schenkelmasse und der Anteil der Brustmuskeln an der Karkasse zeigten keine Unterschiede zwischen den Futtergruppen (P > 0,05). · Bei den Fleischqualitätsparametern waren bei der Genetik Lohmann Brown Kurzmast höhere Auftauverluste, L*- und b*-Werte sowie geringere a*-Werte in der Versuchsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe festzustellen (P < 0,05). Die Versuchsgruppen der Genetik Hubbard JA 757 wiesen bei der elektrischen Leitfähigkeit und dem b*-Wert höhere, bei dem pH niedrigere Werte als die Kontrollgruppen auf (P < 0,05). Die Versuchsgruppe der Genetik Lohmann Brown Classic Langmast zeigte lediglich bei der elektrischen Leitfähigkeit höhere Messwerte als die Kontrollgruppe (P < 0,05). Alle anderen Parameter der Genetiken Hubbard JA 757 und Lohmann Brown Classic Kurz- und Langmast, so wie alle Parameter der Genetiken Ross 308 und Lohmann Dual wiesen keinerlei signifikante Unterschiede zwischen den Futtergruppen auf (P > 0,05). · Durch die Fütterung des laurinsäurereichen Futtermittels konnte der Laurinsäuregehalt im M. pectoralis superficialis signifikant erhöht werden (P < 0,05). · Bei Lebend- und Schlachtkörpergewicht erreichten die Ross 308 die höchsten Werte (P < 0,05). Die Hubbard JA 757 und die Lohmann Brown Classic „Langmast“ erreichten vergleichbare Werte (P > 0,05), die niedriger waren als bei den Ross 308, jedoch höher als die Lohmann Dual (P < 0,05). Die niedrigsten Werte aller Genetiken erzielten die Lohmann Brown Classic „Kurzmast“ (P < 0,05). · Möglicherweise wurden durch die erhöhten Laurinsäuregehalte im Muskelfleisch in der Versuchsgruppe die Keimzahlen der Campylobacter spp. in dieser Gruppe stärker reduziert als in der Kontrollgruppe. Diese Beobachtung war bei der Genetik Ross 308 signifikant (P < 0,05). Bei den Genetiken Hubbard JA 757, Lohmann Dual und Lohmann Brown Classic „Kurzmast“ konnte zumindest die Tendenz festgestellt werden, dass die Versuchsgruppen höhere Keimzahlverringerungen als die Kontrollgruppen aufwiesen (P > 0,05). Lediglich bei der Genetik Lohmann Brown Classic „Langmast“ waren die Werte beider Futtergruppen in etwa gleich. In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass der Einsatz eines laurinsäurereichen Futtermittels dazu geeignet ist, die Campylobacter-Keimzahl von mit Campylobacter coli inokuliertem Geflügelfleisch zu reduzieren. Dies ist jedoch nur möglich, wenn die Futteraufnahme und die genetische Disposition zur Fetteinlagerung der Broiler in den Muskel dazu führen, dass genügend Laurinsäure in den Muskel inkorporiert werden konnte. Die vorliegende Arbeit bestätigt die Vermutung, dass es in der Broilermast möglich ist, das Fettsäuremuster des Fleisches durch die Fütterung bestimmter Fettsäuregemische zu modifizieren. Da die Broiler keine relevanten Veränderungen der Schlachtkörper- oder Fleischqualitätsparameter zeigten und trotz einiger signifikanter Unterschiede die Werte sehr ähnlich waren, kann man daraus schließen, dass der Einsatz des laurinsäurereichen Futterfettes unbedenklich für die Vermarktungseigenschaften dieses Fleisches ist. Bei der Betrachtung der einzelnen Genetiken fallen deutliche Unterschiede auf. Während die schnell und langsam wachsenden Masthybriden in allen Schlachtkörperparametern wirtschaftlich akzeptable Werte erreichten, zeigten die alternativen Genetiken Lohmann Dual und Lohmann Brown Classic deutliche Defizite bei den Schlachtkörperparametern. Selbst wenn die Mastdauer mehr als verdoppelt wurde, konnten die Lohmann Brown Classic keine kommerziell vermarktungsfähigen Gewichte erreichen. Die Nutzung der alternativen Genetiken als Mastbroiler ist daher aus ökonomischer und ökologischer Sicht nicht zu empfehlen.