Einleitung: Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) ist ein nicht-invasives, schmerzarmes Stimulationsverfahren, welches die Erregbarkeit des stimulierten Hirnareals auch nach der Stimulation verändern kann. Die Eigenschaft, auch nach der Stimulation anhaltend zu wirken, macht die rTMS interessant in der Neurologie und Psychiatrie. Es gibt hier vielversprechende Therapieansätze, allerdings ist grundlegend noch weiter zu erforschen, welche Stimulationsprotokolle welche Wirkung haben und ob sie auf alle Areale so anwendbar sind. Ein Großteil der Studien wurde am motorischen Kortex durchgeführt. Hier konnte eine Inhibierung durch niedrige Frequenzen (≤1Hz) sowie kontinuierliche Theta Burst Stimulation (cTBS) und eine Fazilitierung durch höhere Frequenzen (≥3Hz) und intermittierende Theta Burst Stimulation (iTBS) gesehen werden. Weitere Studien geben Hinweise daraufhin, dass eine Wirksamkeit an anderen Hirnarealen ähnlich ist. So konnte eine Vorgängerstudie zeigen, dass die inhibierende Wirkung durch cTBS und 1Hz rTMS auf das Wernickeareal übertragbar war. In der vorliegenden Studie erfolgte schließlich der Vergleich der am motorischen Kortex fazilitierenden Protokolle iTBS und 20Hz rTMS am Wernickeareal. Material und Methoden: Teilnehmer des Experiments waren je Gruppe zehn weibliche und zehn männliche Probanden zwischen 18 und 30 Jahren, die entweder studierten oder den Abschluss der allgemeinen Hochschulreife erlangt hatten. Zusätzlich zu der iTBS und 20Hz rTMS wurden zwei Kontrollgruppen untersucht, eine ohne Stimulation und eine mit Stimulation eines Kontrollareals (Brodmannareal 9). Vor der Stimulation wurde eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Schädels der Probanden angefertigt, um so mit dem Navigationsgerät spezifisch stimulieren zu können. Im Anschluss an die rTMS erfolgte die lexikalische Entscheidungsaufgabe, bei welcher die Probanden so schnell und so korrekt wie möglich mittels Tastendruck entscheiden sollten, ob es sich beim angezeigten Wort um ein echtes Wort oder ein Pseudowort handelte. Ergebnisse: Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Reaktionszeiten der iTBS-Gruppe und den anderen Gruppen. Die Probanden, die mit iTBS am Wernickeareal stimuliert wurden, waren bei der Wortentscheidungsaufgabe also signifikant schneller als die aller anderen Gruppen. Zusätzlich wurde ein Haupteffekt für „Wortart“ gefunden, welcher zeigte, dass die Reaktionszeiten der Pseudoworte signifikant länger waren. Außerdem waren die Probanden unabhängig von Gruppe und Wortart in der zweiten Hälfte der lexikalischen Entscheidungsaufgabe signifikant schneller als in der Ersten. Diskussion: Der Effekt der iTBS auf die Reaktionszeiten legt nahe, dass es durch dieses Stimulationsprotokoll zu einer Fazilitierung des Wernickeareals gekommen sein könnte. Es scheint also, dass die im Motorkortex beobachtete Wirkung der iTBS auch auf höhere kognitive Funktionen übertragbar und anwendbar ist. Fraglich ist jedoch, warum die 20Hz Stimulation nicht ebenfalls wie erwartet zu einer Fazilitierung geführt hat. Möglichkeiten wären eine Voraktivität des stimulierten Areals aufgrund von verbalen Äußerungen, welche es in dieser Gruppe während der Stimulation gegeben hat, oder die Monotonie der 20Hz Stimulation in Gegensatz zur kurzen iTBS und die dadurch größere mögliche Müdigkeit der Probanden in der 20Hz rTMS Gruppe. Um dieser Frage weiter nachzugehen, sind Änderungen im Versuchsaufbau sicherlich hilfreich. Schlussfolgerung: Es kann davon ausgegangen werden, dass die iTBS zur Fazilitierung des Wernickeareals geführt hat und damit zur Erhöhung der Erregbarkeit auch nicht-motorischer Areale appliziert werden kann. So scheint es plausibel, die im Motorkortex charakterisierten inhibierenden (cTBS) und fazilitierenden (iTBS) Protokolle gleichsinnig auch in Arealen im Zusammenhang mit höheren kognitiven Funktionen einzusetzen. Die TBS, welche im Vergleich zur konventionellen rTMS kürzer und weniger unangenehm ist, wird so sicherlich weiter an Bedeutung auch als Therapieverfahren gewinnen.