Die Rheumatoide Arthritis (RA) ist eine häufig auftretende schwere Erkrankung mit autoimmunem Charakter, die durch eine chronische Entzündung von Gelenken zur irreparablen Zerstörung von Knochen- und Knorpelschichten führt. Trotz bereits erfolgreich angewandter Immuntherapien sind die genaue Ursache der Erkrankung und der Beitrag einzelner Zellpopulationen an der Krankheitsentstehung weiterhin unklar. Außerdem sind nicht alle RA Patienten für die vorhandenen Therapieformen gleichermaßen zugänglich. Um neue Therapien mit möglichst wenigen Nebenwirkungen und größerer Effizienz zu entwickeln, erfolgte in der vorliegenden Arbeit eine differenzierte Analyse des Beitrages einzelner Zellpopulationen an der Ausbildung einer Arthritis. Dazu wurde ein neues vorklinisches murines Modell, die Ovalbumin-induzierte Arthritis (OIA), etabliert. Eine OIA wird nach zweimaliger Immunisierung durch eine Injektion von Ovalbumin (OVA) in ein Kniegelenk einer Maus induziert. Zunächst bildet sich eine akute Entzündung im induzierten Kniegelenk, die durch eine Schwellung des Gelenkes und durch Infiltrate von neutrophilen Granulozyten gekennzeichnet ist. Die Chronifizierung der Gelenksentzündung zeichnet sich dann durch Infiltrate von mononuklearen Zellen, die Aktivierung von Fibroblastenzellen und schließlich durch Knochen- und Knorpeldestruktionen aus. Dieses Modell bietet den Vorteil, durch adoptiven Transfer von potentiell pathogenen oder protektiven ovalbuminspezifischen Helfer-T-(Th)-Zellen den Beitrag von verschiedenen Th-Zell-Populationen an der Entstehung einer Arthritis zu bestimmen. Im Verlauf der Arbeit konnte festgestellt werden, dass die akute Phase einer OIA wesentlich durch das pro-inflammatorische Zytokin TNF-a, die chronische Phase einer OIA jedoch unabhängig von TNF-a durch pro- inflammatorisches IL-17 vermittelt wird. Das Th1-Zytokin IFN-g spielt im OIA Modell nur eine geringe anti-inflammatorische Rolle. In vitro generierte Th17-Zellen, die TNF-a und IL-17 produzieren, können nach adoptivem Transfer allerdings weder eine induzierte OIA verschlimmern noch selbst eine chronische OIA verursachen. Ähnlich wie vergleichsweise untersuchte IFN-g+/TNF-a+ Th1-Zellen können Th17-Zellen allerdings die akute Phase einer OIA in Form von granulozytären Infiltraten induzieren. Jedoch im Gegensatz zu Th1-Zellen können Th17-Zellen weder im OIA Modell noch im Entzündungsmodell der DTH eine akute Schwellung der Entzündungsstelle verursachen. Damit in Zusammenhang stehend konnte gezeigt werden, dass die migrationsrelevanten Chemokinrezeptoren CCR5 und CXCR3 von Th1- aber nicht von in vitro generierten Th17-Zellen exprimiert werden, welche damit übereinstimmend 2-3-mal schlechter in entzündete Gewebe einwandern als Th1-Zellen. Für die Etablierung einer chronischen OIA benötigen Th-Zellen die Hilfe von B-Zellen, denn in B-Zell- defizienten Mäusen kann sich zwar eine akute jedoch keine chronische OIA entwickeln. Dabei scheint die Fähigkeit von B-Zellen, T-Zellen zu aktivieren, wichtig zu sein, wohingegen die Produktion von Antikörpern entbehrlich ist, denn selbst wenn die Antikörpertiter drastisch erniedrigt sind, entwickelt sich eine schwere OIA. Um den kritischen Schritt der Knieinjektion bei der OIA-Induktion zu umgehen, wurden am DRFZ transgene Mäuse generiert, bei denen eine Ovalbuminexpression in den Gelenken induziert werden kann (tet-LPOVA Mäuse). Diese Mäuse entwickeln jedoch eine antigen- und gelenkspezifische Toleranz gegen eine OIA. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass sich die Toleranz entwickelt, obwohl sowohl ovalbuminspezifische T-Zellen als auch B-Zellen in tet-LPOVA Mäusen aktiviert werden, wenn auch in geringerer Zahl verglichen mit Wildtypmäusen. An der Toleranzausbildung sind hauptsächlich Th- Zellen, aber auch nicht-hämatopoetische mesenchymale Zellen beteiligt, wie Versuche mit Knochenmarkchimären zeigen. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit bieten einerseits ein neues vorklinisches Tiermodell für RA an, indem die Wirksamkeit zukünftiger Medikamente innerhalb einer chronischen Entzündung ohne Beeinflussung des zentralen pro-inflammatorischen Zytokins TNF-a überprüft werden kann. Außerdem zeigen die Ergebnisse deutlich, dass Th-Zellen im Tiermodell der Ovalbumin-induzierten Arthritis zwar eine akute Entzündung vermitteln können. Für die Etablierung einer durch IL-17 vermittelten chronischen Arthritis dagegen benötigen sie die Hilfe von B-Zellen, die durch Antigenpräsentation bzw. Aktivierung von Th-Zellen, jedoch nicht durch die Produktion von Antikörpern, für eine Chronifizierung der Arthritis essentiell sind.