Hintergrund und Ziele Mit der interdisziplinären, postoperativen Patientenübergabe werden wichtige Infor-mationen für die weiterführende Versorgung bereitgestellt. Unstrukturierte, inkonsistente Abläufe und fehlerhafte Kommunikation erzeugen Lücken im Informationsfluss und können zu Folgefehlern in der Patientenversorgung führen. Es soll untersucht werden, ob die Einführung eines standardisierten Übergabeprotokolls, welches auch die Einführung klar definierter Kommunikationsstrukturen (Konzept des „Sterilen Cockpits“) und die Abfrage der Patienteninformationen anhand einer Checkliste beinhaltet, zu einer stringenten und strukturierten postoperativen Übergabe, einem verbesserten Informationsfluss und einer Reduktion der Übergabedauer führt und somit insgesamt die Qualität des Prozesses und Sicherheit in der Patientenversorgung verbessert wird. Ebenfalls soll ermittelt werden, ob die interdis-ziplinäre Teamarbeit verbessert werden kann und die Umsetzung im klinischen Alltag praktikabel ist. Methoden (Patienten, Material und Untersuchungsmethoden) Es wurde eine strukturierte interventionelle Beobachtungsstudie durchgeführt. Prä- und postinterventionell wurden jeweils vierzig postoperative Übergaben nach kinderherzchirurgischen Eingriffen auf der kinderkardiologischen Intensivstation des Universitätsklinikum Erlangen beobachtet. Die Intervention bestand in der Einführung eines standardisierten Übergabeprotokolls, dessen Ziel sowohl eine stringente schriftliche und verbale Informationsübermittlung als auch die Definition von konstanten Rahmenbedingungen und Kommunikationsstrukturen war. So wurde ein Protokoll implementiert, welches eine intraoperative schriftliche Vorabübergabe sowie die Einteilung der postoperativen Übergabe in einzelne Phasen mit jeweils genauer Prozess- und Aufgabenzuteilung beinhaltete. Zur Schaffung einer konzentrierten und fokussierten Umgebung wurde das Konzept des „Sterilen Cockpits“ eingeführt. Prä- und postinterventionell beobachtete Daten zu den Übergabezeiten, Kommunikationsstrukturen, organisatorischen Rahmenbedingungen sowie aufgetretenen Komplikationen während der Übergabe wurden statistisch ausgewertet und verglichen. Zudem wurde die Umsetzbarkeit und Akzeptanz der neuen Übergabestruktur im kli-nischen Alltag postinterventionell beobachtet und mittels einer Mitarbeiterbefragung evaluiert. Ergebnisse und Beobachtungen In dieser Studie (präinterventionell n = 40, postinterventionell n = 40) konnte gezeigt werden, dass die Implementierung des neuen Übergabeprotokolls zu einer signifikanten Reduktion von Nebengesprächen (MD 3,58 versus (vs.) MD 1,7, p = 0,000) und Unterbrechungen (MD 0,4 vs. MD 0,2, p = 0,051) geführt hat. Es wurde eine signifikante Zunahme von klaren Kommunikationsstrukturen vor der Patientenumlagerung (67,5 % vs. 97,5 %, p = 0,000) sowie der interdisziplinären Besprechung des postoperativen Procederes (17,5 % vs. 60 %, p = 0,000) und dem eindeutig kommunizierten Ende der Übergabe (20 % vs. 62,5 %, p = 0,000) beobachtet. Zudem wurde ein signifikanter Anstieg der vollständigen Anwesenheit aller relevanten Teammitglieder (65 % vs. 90 %, p = 0,007) und der Anwesenheit des Patienten (77,5 % vs. 95 %, p = 0,023) bei Übergabebeginn gemessen und so die interdisziplinäre Teamarbeit ver-bessert. Die Einführung einer schriftlichen Übergabecheckliste führte zu keiner Verlängerung der Übergabedauer (MD 7:55 min vs. MD 6:55 min, p = 0,701). In der Mitarbeiterbefragung (n = 39) sprach sich der überwiegende Anteil der befragten Personen (3,9 von 5 Punkten auf der Likert-Skala) für eine Fortführung der postoperativen Übergabe anhand des neuen Übergabeprotokolls aus. Hierbei wurde besonders die Einführung definierter Kommunikationsstrukturen (Konzept des „Sterilen Cockpits“) als eine Verbesserung für den Übergabeprozess bewertet (4,3 von 5 Punkten auf Likert-Skala). (Praktische) Schlussfolgerungen und Diskussion In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass die Implementierung eines postoperativen Übergabeprotokolls in Verbindung mit definierten Rahmenbedingungen und Kommunikationsstrukturen zu einem homogenen Übergabeablauf mit stringentem, strukturiertem Informationsfluss in einer konzentrierten und fokussierten Atmosphäre führt. In Zusammenschau der Ergebnisse ist eine Integration des implementieren Übergabeprotokolls in den klinischen Alltag umsetzbar. Aufgrund von Personalfluktuationen und einer gewissen Dauer bis zur vollständigen Integration eines neuen Kon-zeptes in feste Arbeits- und Organisationsstrukturen bedarf es weiterer Mitarbeiterschulungen, um das Konzept nachhaltig etablieren zu können. Mit der fortschreitenden Digitalisierung werden zukünftig Untersuchungen und Entwicklungen zu einer schrittweisen Integration des dargestellten Konzeptes in ein integriertes elektronisches Datenverarbeitungssystem des Klinikbetriebs erforderlich sein.