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Der vorligende Artikel gibt einen Einblick in das sehr komplexe Themengebiet der Rekonstruktion von Verkehrsunfällen. Bei einigen Unfallkonstelationen lassen sich an Fahrzeug-Seitenflächen Abriebspuren von einem Reifen oder Kontaktspuren einer Felge wiederfinden. Erstrecken sich die Spuren z. B. ausgehend von einem Türblatt über eine struktursteife B-Säule, so ist im Regelfall eine Aussage zur Anstreifrichtung möglich. Bei guter Dokumentation des Spurenbildes ergeben sich sogar Hinweise zum Geschwindigkeitsverhältnis bzw. zur Relativgeschwindigkeit der Fahrzeuge. Im Rahmen einiger praktischer Beispiele konnte aufgezeigt werden, dass sich für eine Vielzahl von Spurenkonstelationen das Geschwindigkeitsverhältnis zwischen den Fahrzeugen zum Zeitpunkt des Erstkontaktes bestimmen lässt. Bei der Berechnung sind entsprechende Einflußfaktoren (Schrägstellung des kontaktierendes Reifens, Federbewegungen der Fahrzeuge, Antriebs- und Bremsschlupf, Einschränkungen bei bestimmenden Gleichungen) zu berücksichtigen. Da in der Praxis häufig nur Spurfragmente vorzufinden sind, bietet dieser Weg zumindest einen ersten Anhaltspunkt für die Bestimmung des Geschwindigkeitsverhältnisses. Die Ausführungen beziehen sich auf frei drehende Räder. Die Überlegungen lassen sich nicht ohne Einschränkungen auf einen Fall projezieren, bei dem die Geschwindigkeit des Zeicher-Rades bereits im Rahmen einer fahrdynamischen Änderung durch den Fahrer oder ein Regelsystem (ABS,ESP) verändert wurde. Bei der Analyse und Interpretation von Reifenabriebspuren muss darauf hingewiesen werden, dass die Plausibilität einer Unfalldarstellung niemals bereits anhand einer einzelnen Spurkrümmung festgelegt werden darf. Die Beispiele haben gezeigt, dass die Festlegung der Anstreifrichtung bzw. die Ermittlung der Relativbewegung der Pkw bei geringen Differenzgeschwindigkeiten sehr schwierig ist. In einer nachfolgenden Veröffentlichung sollen die Möglichkeiten der Interpretation von Kontaktspuren bei Unfällen im gleichläufigen Verkehr beschrieben werden.