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Die Folgen des VW-Skandals und die der Affäre um die von Siemens gepäppelte Anti-Gewerkschaft sind für den Rest der Wirtschaft dramatisch. Seit den Großaffären vergiftet ein übler Verdacht das Klima in vielen Unternehmen, dass nämlich bei VW und Siemens nur die Spitze des Eisbergs sichtbar wurde. Betriebsratsgehälter sind ein Tabu in der Wirtschaft. Sie sind geheim wie die gewöhnlicher Angestellter und kaum jemand hat Interesse, Abzocker vorzuführen, weder Gewerkschaften noch Manager. Recherchen belegen eine Spanne von mindestens dem Faktor 5 zwischen den Bezügen führender Konzern-Betriebsräte. Außerdem wird immer klarer: Mit den Arbeitnehmervertretern geraten die Unternehmen selbst in Erklärungszwang. Traditionell sind die Betriebsratschefs großer Unternehmen laut Betriebsverfassungsexperten 'Könige', die von Arbeitgeber, Gewerkschaft und der Partei, der sie meist angehören, hofiert werden. Ämterpatronage ist normal in dem Milieu. Seit erste Betriebsratsfürsten vom Thron stürzten, reißen Enthüllungen über vermeintliche und echte Heuchler nicht mehr ab. Ex-VW-Betriebsratschef Volkert kam inklusive Sonderzahlungen auf bis zu 750000 Euro Jahresgehalt, Porsche Betriebsratschef Hück verdient nach Schätzungen 250000 Euro, der Siemens-Chefbetriebsrat ca. 200000. Andere Unternehmen gehen mit Freistellung großzügig um. Die Bahn hatte 2001 fast 950 Mitarbeiter freigestellt, 85 % mehr als nach dem Betriebsverfassungsgesetz vorgegeben, bei Porsche sind es 17 statt 13. Das wichtigste Instrument der Betriebsratspflege ist dennoch das Einkommen. Das Betriebsverfassungsgesetz legt einerseits fest, dass das Betriebsratsamt unentgeltlich als Ehrenamt zu führen sei, schreibt aber auch vor, das Arbeitsentgelt der Betriebsräte dürfte nicht geringer bemessen werden als das Arbeitsentgelt vergleichbarer Arbeitnehmer mit betriebsüblicher beruflicher Entwicklung. Ob es höher liegen darf, ist unklar. Gleichzeitig droht das Gesetz eine Freiheitsstrafe bei Begünstigungen um der Tätigkeit willen an. Legitimiert werden die Top-Gehälter der Betriebsräte mit ihrer Rolle als Co-Manager.