Staat im Staate. Energiewirtschaft. Frankreichs Energieriesen sind schlechter als ihr Ruf: Das Rating am Kapitalmarkt sinkt, das Land braucht Strom aus Deutschland. Statt daheim investieren die Konzerne im Ausland. Trotzdem schützt Paris die Branche vor deutscher Konkurrenz
(Deutsch)
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Die französische Energiewirtschaft ist geprägt durch Protektionismus, unsichere Versorgung, Investitionsmangel und politische Auseinandersetzungen. Im letzten Winter etwa drohten in der Bretagne und der Provence Blackouts, die nur durch Stromimporte aus Deutschland verhindert werden konnten. Die beiden großen Versorgungsunternehmen GDF Suez und Electricite de France (EDF) geben zwar Milliarden für die Expansion ins Ausland aus, haben aber die Versorgung des gegen ausländische Konkurrenz abgeschotteten Binnenmarktes sträflich vernachlässigt. Notwendige Investitionen in das anfällige Leitungsnetz etwa unterblieben. Außerdem ist Energiesparen in Frankreich nicht üblich, die Häuser schlecht isoliert und ein Drittel der Haushalte heizt mit Strom. Für Spitzenverbrauchszeiten gibt es keine Reserven, der Bau flexiblerer, kleinerer Kraftwerke unterblieb und die Wartung der alten Anlagen wurde vernachlässigt. Daher ging die Verfügbarkeit der Atomkraftwerke, die immerhin fast 80 % des Stroms liefern, von 83.4 % auf 78 % in 2009 zurück. Die Energiekonzerne stecken ihr Geld immer öfter ins Ausland, so hat die staatliche EDF in den letzten 2 Jahren 20 Milliarden Euro ausgegeben, um British Energy, die Hälfte des US-Energiekonzerns Constellation Energy und die Mehrheit an der belgischen SPE zu erwerben. Es scheint auch eine Erhöhung der Beteiligung am zweitgrößten italienischen Energielieferanten Edison für 1.6 Milliarden von 50 auf 82 % geplant zu sein. Die EDF hält auch 45 % am deutschen Versorger EnBW und scheint auch an RWE interessiert. Mit diesen Expansionen stieg die Nettoverschuldung der EDF 2009 von 24.5 auf 42.5 Milliarden Euro und für Investitionen in Frankreich ist kaum Geld übrig. Die Bewertungsagenturen Standard & Poor's sowie Moody's haben das EDF-Rating wegen ungewisser Kosten für Abriss und Endlagerung und der explodierenden Kosten für Bau und Sicherheit neuer Anlagen kürzlich gesenkt, was den Konzern nicht weiter berührt. Die EDF hat Regierung, größte Teile der Opposition und die Gewerkschaften hinter sich, zumal der Staatskonzern Bollwerk der mächtigen Gewerkschaft CGT ist. Nun will Frankreichs Nuklearbranche von der weltweiten Renaissance der Atomkraft profitieren. Insgesamt wird deutlich, dass in Frankreich Politik und Wirtschaft Hand in Hand arbeiten und die Europäische Union dies untätig zulässt.
Staat im Staate. Energiewirtschaft. Frankreichs Energieriesen sind schlechter als ihr Ruf: Das Rating am Kapitalmarkt sinkt, das Land braucht Strom aus Deutschland. Statt daheim investieren die Konzerne im Ausland. Trotzdem schützt Paris die Branche vor deutscher Konkurrenz