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Ziel dieser Arbeit ist nicht die Simulation, sondern vielmehr die Synthese von plausibler virtueller Akustik für spezifische Anwendungen, wie zum Beispiel Sprachkommunikation in einer natürlich klingenden virtuellen Umgebung. Bei dem in dieser Arbeit verfolgten Modellierungsansatz ist statt einer exakten akustischen Reproduktion eines existierenden Raumes wichtig, daß die synthetisierte Raumakustik plausibel und gut für die jeweilige Anwendung geeignet ist bzw. diese unterstützt. Ein hohes Maß an Plausibilität wird erreicht, wenn der Anwender sich der Künstlichkeit nicht bewußt wird. Folglich ist es erstrebenswert, eine angenehm klingende und unaufdringliche Raumakustik ohne "akustische Defekte" zu erzeugen, die ansonsten dem Anwender die Künstlichkeit bewußt machen würden. Statt - wie bei perzeptiven Ansätzen üblich - zwei Berechnungsmodelle zu verwenden, nämlich für die frühen Reflexionen und für den späten Nachhall, wird in dem implementierten Ansatz ein zusätzliches Modell für den Übergangsbereich verwendet. Dieses Modell, das von einer physikalisch korrekten Simulation bewußt abweicht, bewirkt einen harmonischen Übergang zwischen frühen Reflexionen und spätem Nachhall, da es Eigenschaften der beiden anderen Modelle vereint. Das verwendete Modell zur Simulation von frühen Reflexionen beruht auf dem Spiegelschallquellenverfahren, wobei eine asynchrone Abtastratenumsetzung aller Spiegelschallquellensignale inklusive des Direktanteils durchgeführt wird. Dies ermöglicht die Reproduktion des Dopplereffekts, der bei einer Bewegung der Quelle oder des Empfängers auftritt. Die für die Abtastratenumsetzung entwickelte Polynomialransformation ermöglicht dabei eine effiziente zeitvariante Filterrealisierung. Eine weitere Verbesserung des Modells ergibt sich aus dem entwickelten analytischen Nahfeldmodell, das nicht nur die kopfbezogenen sondern auch die quellenbezogenen Nahfeldeffekte gerichteter Quellen berücksichtigt. Die verwendete Methode zur Simulation von nahen Schallquellen führt, wie per Hörversuch nachgewiesen, zu einer verbesserten Entfemungswahrnehmung der simulierten Schallquellen. In früheren Arbeiten wurde gezeigt, daß der späte Nachhall einen großen Einfluß auf die Bewertung der Qualität einer auditiven virtuellen Umgebung hat. Daher wurde besondere Aufmerksamkeit auf die Erzeugung des späten Nachhalls gelegt. Der erzeugte späte Nachhall weist die gleiche ansteigende Reflexionsdichte wie die des Spiegelschallquellenmodells auf und führt im Gegensatz zu anderen Ansätzen zu keinerlei unerwünschten Klangverfärbungen. Unter Einbeziehung der geometrischen Dimension des simulierten Raumes wurde des weiteren eine Methode entwickelt, die die synthetische Raumimpulsaiitwort für den späten Nachhall optimal an das Spiegelschallquellenmodell anpaßt. Ein sehr plastischer Raumeindruck wird durch die Anpassung der Kohärenz der biuauralen Raumimpulsantwort an die kopfbezogene Kohärenz im diffusen Schallfeld erzeugt. Um die Praxisrelevanz des vorgeschlagenen Modells aufzuzeigen, enthält diese Arbeit einige Anwendungsbeispiele. Dazu gehören ein qualitativ hochwertiger, künstlicher Nachhallgenerator für Musikanwendungen, verschiedentlich umgesetzte virtuelle Telekonferenzsysteme, ein Demonstrator für Raumakustik, der über das Internet genutzt werden kann, und ein virtueller Lokalisationstest. Zur Auswertung des Lokalisationstests wurde ein statistisches Verfahren entwickelt, das zu einer besseren Klassifikation der beobachteten Antwort des Versuchsteilnehmers führt und das allgemein anwendbar für N-AFC Tests ist.