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Von vielen Autoren wird derzeit die Vierte Industrielle Revolution ausgerufen, die eine noch weitere Vision zeichnet als das Internet der Dinge. Der dafür notwendige Paradigmenwechsel erfasst das gesamte Wertschöpfungsnetzwerk. Einen wesentlichen Bestandteil dieses Paradigmenwechsels stellen dezentrale Steuerungsarchitekturen dar, welche sich insbesondere durch Selbststeuerung und Autonomie auszeichnen und zu echtzeitfähigem Handeln befähigt seien müssen. Das Paradigma der Vierten Industriellen Revolution greift damit Ansätze auf, welche sich im Bereich der Forschung schon seit mehr als zwei Jahrzenten entwickeln, deren industrieller Durchbruch bisher allerdings ausgeblieben ist. Die agentenbasierten und holonischen Steuerungsarchitekturen stehen hierfür exemplarisch. Der fehlende industrielle Durchbruch der dezentralen Architekturen ist vorwiegend einer grundsätzlichen industriellen Skepsis gegenüber Selbststeuerung und Autonomie geschuldet. Zudem konnte ein Nutzen dieser Ansätze im realen Betrieb bisher nicht nachgewiesen werden und somit die Notwendigkeit für die Implementierung dieser Ansätze nicht geschaffen werden. Wenn es gelingt, dezentrale Steuerungsarchitekturen mit herkömmlichen Architekturen für die Prozessteuerung von Produktionssystemen zu vergleichen und deren Nutzen im Betrieb klar herauszustellen, kann dieses zu einer Steigerung der Akzeptanz dieser Ansätze führen und damit einhergehend zu einer stärkeren Verbreitung von der Forschung hinein in die Industrie. In diesem Kontext versucht diese Arbeit den Vergleich solcher Ansätze, und die zwingend notwendige Bewertung, auf eine fundierte Basis zu stellen und einen Untersuchungsrahmen hierfür zu liefern. Als Verankerung für diese Basis wurden im Rahmen dieser Arbeit zwei Anforderungskataloge herausgearbeitet. Zum einen sind dieses allgemeine Anforderungen an moderne Produktionssysteme und zum anderen spezielle Anforderungen an Referenzsysteme zur Bewertung und zum Vergleich von Steuerungsarchitekturen. Auf Grundlage dieser Anforderungen wurde ein Untersuchungsraum formuliert, welcher grundsätzlich unabhängig von der Produktionstechnologie ist und als zusätzlicher, dritter Anforderungskatalog verstanden werden kann. Für den speziellen Fall der Fertigungstechnik ist ein Referenzsystem entwickelt worden, welches den oben dargestellten Anforderungen und dem entwickelten Untersuchungsraum gerecht wird. Die Auslegung der Anforderungen und des Untersuchungsraumes ist allerdings nicht auf die Produktionstechnik Fertigung beschränkt, sondern kann grundsätzlich auch auf die weiteren Produktionstechniken angewendet werden. Basierend auf der technologieneutralen Beschreibung des Referenzsystems wurde eine exemplarische Implementierung von diesem als Simulationsmodell in der Simulationsumgebung FlexSim dargestellt. Zudem wurden zwei dezentrale Steuerungsarchitekturen exemplarisch implementiert: eine heterarchische Steuerungsarchitektur innerhalb von FlexSim und eine agentenbasierte Steuerungsarchitektur innerhalb der Agentenumgebung JADE. Die agentenbasierte Steuerungsarchitektur steuert dasselbe Simulationsmodell, kommuniziert allerdings mit diesem über eine über einen OPC-Server mit einer im Rahmen dieser Arbeit entwickelte Schnittstelle. Die entwickelten Steuerungsarchitekturen dienen im Rahmen dieser Arbeit nur der exemplarischen Implementierung und Anwendung des vorgestellten Referenzsystems. Sie sind (noch) nicht geeignet Schlussfolgerungen bezüglich einer Bewertung und eines Vergleiches verschiedener Ansätze zu ziehen. Allerdings konnte schon mit den (noch) nicht ausgereiften Implementierungen gezeigt werden, dass die an das System gestellten Anforderungen hinsichtlich der Abbildung verschiedener Effekte und Szenarien erfüllt werden. Dazu wurden erste Möglichkeiten für die Auswertung aufgezeigt und exemplarisch dargestellt. Eine Weiterentwicklung ist allerdings auch hier notwendig.