"Unter den verschiedenen Gegensatzpaaren die die Kultur des zwanzigsten Jahrhunderts strukturiert haben findet sich auch der Gegensatz zwischen Galerieraum und Kinosaal. Der eine gehörte der Hochkultur an, der andere der Massenkultur. Unter dem ökonomischen Primat der Kunstproduktion -individuelle Künstler erschaffen einzigartige Werke - haben die Künstler im zwanzigsten Jahrhundert viel Energie beim Experimentieren damit verbracht, was alles im neutralen Setting des White Cube platziert werden könnte: sie sagten sich los vom flachen rechtwinkligen Rahmen indem sie die dritte Dimension eröffneten; sie bedeckten den Boden mit ihren Arbeiten, sie befestigten sie an der Decke, usf. Mit anderen Worten, um eine Analogie zwischen dem Kunstwerk und einem Digitalcomputer zu bemühen, könnte man sagen, dass in der modernen Kunst sowohl das "physische Interface" als auch das "Software Interface" des Kunstwerks nicht festgelegt waren, sondern für Experimente freigegeben." (Lev Manovich) Lev Manovich, Professor für Medienkunst und -theorie am Visual Arts Depart-ment der University of California, San Diego (USA). Gastprofessuren am California Institute of the Arts, UCLA, in Amsterdam, Stockholm und Helsinki