Da kaum detaillierte mikrobiologische Daten über Betriebe mit automatischen Melksystemen z.Z. der Studie in Deutschland zur Verfügung standen, wurde eine flächendeckende Erfassung der AMV (automatische Melkverfahren)-Höfe, die Beurteilung des betrieblichen Umfeldes und die Durchführung mikrobiologischer und chemisch-physikalischer Untersuchungen geplant und durchgeführt. Im Laufe des 18-monatigen Projektes bestätigte sich, dass ein AMV stets höchste Ansprüche an den Landwirt in Bezug auf das Management seines Betriebes stellt, wobei der große Vorteil dieser Systeme in der flexiblen Arbeitszeit liegt. Die Ergebnisse der Milchuntersuchung und Tupferproben des Melkequipments offenbaren z.T. starke Differenzen zwischen den Betrieben mit gleichem Melksystem, was neben anderen Faktoren auf die Bedeutung des Managements hinweist. Nur wenn das Gesamtkonzept aus Melktechnik und -hygiene, Stallbau und -hygiene, Tiergesundheit und Fütterung harmoniert, kann es zur angestrebten Arbeitszeitersparnis kommen. Die mikrobiologischen Untersuchungsergebnisse zeigen oftmals einen schlechteren Hygienestatus im Vergleich zu konventionellen Verfahren. Der Untersuchungsumfang der Tankmilch aus 99 Betrieben mit insgesamt 110 Melksystemen umfasste 108 Proben mit 15 Parametern. Nur in zwei Fällen (Pseudomonaden und Hefen) liegen die automatischen Systeme mit ihren Werten unter denen der konventionellen, bei einem gleichauf (sulfitreduzierende Anaerobier). Bei allen anderen mikrobiologischen Kriterien finden sich in der Milch automatischer Systeme höhere Werte. Es handelt sich um die Merkmale Gesamtkeimzahl, Milchsäurebakterien, Laktobazillen, Koagulase positive Staphylokokken, Enterokokken, Enterobakteriazeen, coliforme Keime, E. coli, Bacillus cereus sowie Schimmelpilze. Salmonella spp. und Listerien (Listeria monocytogenes) konnten jeweils einmal nachgewiesen werden. In beiden Fällen war ein automatisches System betroffen. Bei den chemisch-physikalischen Untersuchungsparametern (Zellzahl, Fett, Eiweiß, Laktose, Gefrierpunkt, Trockenmasse) liegen die Vorteile auf Seiten der konventionellen Systeme. So weisen diese höhere Fett-, Eiweiß- und Laktose-Werte sowie niedrigere Zellzahlen als die automatischen Fabrikate auf. Für einen höheren Wasseranteil der Milch aus Betrieben mit automatischer Melktechnik sprechen sowohl die gegenüber den konventionell arbeitenden Betrieben nachweisbare Gefrierpunktserniedrigung als auch der geringere Trockenmasse-Gehalt der Milch aus automatischen Systemen. Insgesamt können die automatischen Systeme die Anforderungen der zu dieser Zeit geltenden Milchverordnung einhalten und würden mit ihren Werten auch den Ansprüchen der VO (EG) 853/2004 genügen. Zudem zeigen die großen Spannweiten der Daten, die sich beim Vergleich der Fabrikate untereinander ergeben, dass es bereits zur Zeit der Erhebung mit automatischen Melksystemen möglich war, Milch bester melkbiologischer Qualität zu ermelken. Mittlerweile sind die Automatischen Melkverfahren in den landwirtschaftlichen Alltag etabliert und befinden sich auf einem technisch hohen Niveau. Die Auswertung der 381 Tupferproben, bei denen das gleiche Keimspektrum wie bei der Tankmilch untersucht wurde, zeigt unterschiedliche Tendenzen auf. In Bezug auf die Untersuchung der Zitzengummiköpfe ergibt sich ein trendmäßig sehr homogenes Bild. Bis auf die Parameter Hefen und Bacillus cereus liegen bei den automatischen Systemen alle Werte unter denen der konventionellen Melksysteme. Bei den Zitzengummischäften zeigt sich, bezogen auf die Gesamtkeimzahl, ein ähnlicher Trend. Gleiches gilt für Staphylokokken und Bacillus cereus. Bezüglich der weiteren Kriterien übersteigt der überwiegende Teil der Ergebnisse der automatischen Melkverfahren diejenigen der konventionellen Systeme (Milchsäurebakterien, Pseudomonaden, Enterokokken, coliforme Keime, E. coli, Schimmelpilze, sulfitreduzierende Anaerobier). Auf den Spülköpfen kann die stärkste Keimbelastung bei den konventionellen Systemen festgestellt werden. In Bezug auf die umweltassoziierten, auf Verschmutzungen hinweisenden coliformen Keime, hier v.a. den Fäkalindikator E. coli und Enterokokken, dreht sich der Trend um. Diesbezüglich können bei den automatischen Systemen deutlich höhere Werte festgestellt werden. Die Ergebnisse der Untersuchungen der speziellen Euter- / Zitzenreinigungssysteme weisen auf einen unzureichenden Reinigungszustand hin. Voraussetzung für einen erfolgreichen Umgang mit diesen Systemen bilden Hygiene und Sauberkeit im Betrieb, denn ein automatisches Melksystem kann nach wie vor die Reinigungsintensität nicht dem individuellen Verschmutzungsgrad des Euters und der Zitzen anpassen und den Reinigungserfolg kontrollieren, weshalb eine geringe Ausgangskeimzahl anzustreben ist. Stall- und Tierhygiene sind wichtige Ansatzpunkte, um den Keimdruck auf den Liegeflächen und am Euter zu verringern. Eine Trocknung der Zitzen nach der Reinigung würde sich positiv auf die Hygiene auswirken. Auf die Reinigung und Desinfektion der milchführenden Teile sollte grundsätzlich viel Wert gelegt werden, da sich hier sowohl bei den automatischen als auch bei konventionellen Anlagen hygienische Schwachstellen zeigen. An der Schwachstelle aller automatischen Systeme – dem rechtzeitigen Erkennen und anschließender Separation nicht verkehrsfähiger Milch vor Erreichen des Sammeltankes – wird weiterhin gearbeitet. Die AMV sind aufgrund ihrer Computerprogramme in der Lage, aus zurückliegenden Melkungen auf Abweichungen in der aktuellen Melkung zu schließen. Dieser Strategie mangelt es jedoch an Präzision, weshalb es oft zu falsch positiven oder negativen Ergebnissen kommt. Erstere führen zu ökonomischen Verlusten, letztere gehen zu Lasten der Milchqualität. Automatische Melkverfahren müssen in der Lage sein, vor allem subklinische Mastitiden fehlerfrei zu erkennen und die Milch vor Erreichen des Sammeltankes zu eliminieren. Der Einsatz und Ausbau der Biosensor-Technik verspricht Verbesserungen. Die Gefrierpunkt-Problematik der automatischen Systeme macht Maßnahmen zur Verringerung des Restwassergehaltes im milchführenden Equipment unabdingbar.