In einem Streifen von etwa 3 km Breite sind entlang der sudanesischen Küste des Roten Meers pleistozäne Korallenriffe aufgeschlossen. In dieser Arbeit werden die Verbreitungsmuster der fossilen Korallen, die Sedimentfaziestypen, Diageneseerscheinungen sowie das Alter dieser Riffe untersucht. Insgesamt wurden 29 Steinkorallenarten bestimmt, die in 8 Familien und 16 Gattungen gehören. Drei Korallengemeinschaften werden unterschieden: eine distale, durch dicht gepackte, röhrenförmige Galaxea facicularis dominierte Gemeinschaft, eine mediale Gemeinschaft, die durch verzweigte Korallen der Art Porites sp. beherrscht wird, und eine durch massive, säulenförmige Porites columnaris dominierte proximale Gemeinschaft. Vier Hauptriffzonen und zehn Subfaziestypen werden differenziert. Als Hauptriffzonen sind 1) der Riffrand, 2) die Rifffront, 3) die Riffplattform und 4) das Rückriff ausgebildet. Der Riffrand besteht hauptsächlich aus coralgal-foraminifera bindstone, die Rifffront aus Porites/stony coral bindstone, die Riffplattform aus whole fossil wackestone/floatstone, Porites bafflestone, large bivalve floatstone und Porites framestone, und das Rückriff aus einem basalen rudstone, baumförmigen coral framestone und massiven, domförmigen Mikroriffen. Das Alter der pleistozänen Korallen wird über die Vertikalabfolge der Riffe im Gelände sowie mit Hilfe von δ18O-Untersuchungen bestimmt, vor allem von Proben aus der Rifffrontfazies. Außerdem werden die Einstufungen mit bereits bekannten Altern ähnlicher fossiler Riffkomplexe in der Roten Meer-Region verglichen. Die meisten Alter aus den hier vorgenommenen δ18O-Untersuchungen sind nicht aussagekräftig, was auf die geringe Zahl geeigneter Proben und insbesondere auf Kalzitgehalte in den Proben zurückzuführen ist. Allerdings lieferten zwei Porites-Korallen der Rifffront als zuverlässig eingeschätzte δ18O-Alter von 120 und 122 ky. Diese stimmen mit der Sauerstoff-Isotopenstufe MIS 5.5 überein. Auf diesen Altern und auf Geländebefunden basierend wurden die Riffplattformzone in MIS 9 und die Rückriffzone in MIS 7 eingestuft, sowie der Riffrand in MIS 5.1. Die Einstufung bestimmter Riffzonen in unterschiedliche Alter drückt vermutlich eine begünstigte Entwicklung dieser Faziesbereiche in den jeweiligen Bildungszeiträumen und/oder eine stärkere nachfolgende Erosion der anderen Zonen z.B. durch Welleneinwirkung aus. Die Vertikalabfolge in der Riffplattform (MIS 9) belegt eine Entwicklung von einer ruhigen Lagune hin zu einem mäßig- bis hoch-energetischen Bildungsmilieu. Im von starker Welleneinwirkung geschützten Rückriffbereich (MIS 7) dominierten Korallen der Arten Galaxea facicularis und Caulastrea connate. Die Rifffront (MIS 5.5) besteht weitgehend aus durch massige, säulenförmige Porites-Korallen aufgebauten Knollenriffen, deren Morphologie auf eine mäßige bis hohe Wellenenergie hindeutet. Die Riffrandfazies (MIS 5.1) weist dagegen auf ein hochenergetisches Milieu hin. Subrezent ist aus Schutt von fossilen Rifffront- und Riffrandzonen durch Zementation mit Aragonit Beachrock entstanden. Die Riffplattform (MIS 9) war intensiven meteorisch-phreatischen Diagenesevorgängen ausgesetzt, wobei im unteren Plattformbereich ein stagnierendes Milieu herrschte, und im mittleren und oberen Bereich ein aktives Milieu. Die Vertikalabfolge spiegelt möglicherweise einen Wechsel von einem semiariden zu einem humiden Paläoklima wieder. Die Rückriffzone (MIS 7), die Rifffrontzone (MIS 5.5), der Riffrand (MIS 5.1) und der Beachrock weisen dagegen Anzeiger einer marinen Frühdiagenese auf. Nur in den höchsten Bereichen dieser Riffzonen sind Indikatoren für eine meteorisch-vadose Diagenese vorhanden. Das hier vorgestellte Sedimentationsmodell unterscheidet sich von existierenden Modellen für die fossilen Riffe der Roten Meer-Region in der Bildung der Rückriffzone während MIS 7, wogegen frühere Untersuchungen diese Zone in MIS 9 einstufen. Eine hohe Diversität und die ungewöhnlich gute Erhaltung der Korallen in MIS 7 zeigen, dass diese in geschützten Bereichen landeinwärts der Riffplattform wuchsen.