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Gehört das Fach Textilmaschinen heute noch an eine technische Hochschule? Wer hier mit Überzeugung bejaht, erntet heute bestenfalls hochgezogene Augenbrauen, schlimmstenfalls ein nachsichtiges Lächeln. Nun muss man zugeben, dass für jedermann, der sich in akademischen Kreisen als Maschinenbauer zu erkennen gibt, etwa dasselbe zutrifft. In der Öffentlichkeit ist die Situation anders. Das Imageproblem des Ingenieurberufes liegt nicht in der Geringschätzung der Anforderungen, sondern vielmehr im mangelnden Verständnis für die technisch ausgerichteten Berufe, ihren Anforderungen und ihren Aussichten bezüglich beruflicher Sicherheit und Laufbahn. Der Textilmaschinenbau führt mit seiner kontinuierlichen Innovation die Technologien der Massenproduktion an. Forschung und Entwicklung werden unter dem Druck des weltweiten Wettbewerbs stärker denn je vorangetrieben. Und es existieren keine Hinweise darauf, dass sich in der Zukunft daran etwas ändern würde. Textile Produktionsanlagen sind hoch automatisiert, kapital- und energieintensiv, und in der Technik besonders anspruchsvoll. Die Hersteller der textilen Produktionsmittel entwickeln auch die dazu gehörigen Anwendungstechnologien. Dies macht die Entwicklung von Textilmaschinen besonders aufwendig und riskant. Das Textilmaschinengeschäft ist mit einem Herstellerkreis von einigen hundert Firmen und einem Kundenkreis von einigen zehntausend Firmen eine ausgesprochene Domäne von mittelständischen Unternehmen. Lassen sich bereits heute Trends erkennen zur textilen Fertigungstechnologie einer kommenden Generation? Bestimmte Entwicklungen, wie beispielsweise die Einführung elektronisch geregelter Einzelantriebe anstelle der mechanischen Leistungsverzweigung mit Getriebe, lassen sich aus dem gegenwärtigen Stand und Ablauf der Entwicklung ohne weiteres ableiten. Die einzelmotorisch angetriebene Spindel für das Ringspinnen wurde bereits an der ITMA 1987 von einem damals führenden Unternehmen der Antriebstechnik und Automation vorgestellt. Eine andere Gruppe von möglichen Zukunftsentwicklungen ergibt sich aus wichtigen Bedarfsfällen, die sich mit der heutigen Technologie nicht erfüllen lassen. Das Stückfärben von textilen Flächen aus Polypropylenfasern gehört hierzu. Technische Lösungen sind noch nicht vorhanden, wurden aber in der Vergangenheit in vergleichbaren Fällen mit entsprechendem Aufwand auch gefunden. Eine dritte Gruppe von strategischen Innovationsschritten ergibt sich aus dem Ansatz, dass bestehende Abläufe in der textilen Produktion grundsätzlich überprüft und neu konzipiert werden. Die Textilmaschinen sind seit ihren Anfängen vor 200 Jahren ein traditionsbehafteter Teil der industriellen Entwicklung. Sie waren deshalb auch stets repräsentativ für das technische Wissen und Können in der Entwicklung der Technik. Daran hat sich grundsätzlich nichts geändert, auch wenn das gesamte Gebiet der Produktionsmaschinen heute ein viel breiteres Spektrum umfasst. Die heutigen, globalisierten Märkte haben auch zu einer Globalisierung der Technik geführt. Bestehen kann hier nur, wer in der weltweiten Spitzengruppe mithält. Dass der europäische Maschinenbau in dieser Spitzengruppe die Maßstäbe setzt, verdanken wir einer Kultur des ingenieurmäßigen Denkens und der handwerklichen Präzision.