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Die Landeshauptstadt Stuttgart unternimmt zahlreiche Anstrengungen, die Treibhausgase zu reduzieren. Mit dem Klimaschutzkonzept Stuttgart (KLIKS) werden diese Bemühungen seit vielen Jahren erfolgreich umgesetzt. Ganz wichtig ist aber auch die Anpassung an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels. Diese Anpassung kann wesentlich durch die Berücksichtigung des Klimas in der Stadtplanung gelingen. Es zeigt sich, dass die jahrzehntelangen Bemühungen der Abteilung Stadtklimatologie im Stuttgarter Amt für Umweltschutz zum Schutz des lokalen Klimas an vielen Stellen auch wegweisende Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sind - die Interessen von Klimaschutz und Klimaanpassung lassen vielfältige Synergien erkennen. Das gilt in Stuttgart besonders für den Schutz gegen die Hitze in der Stadt. Zu den Maßnahmen gehören der Erhalt und die Vergrößerung der Grünflächen in der Stadt, aber auch Verkehrsgrün, begrünte Stadtbahngleise und Dachbegrünungen sowie die Sicherung wichtiger Frischluftschneisen und Luftaustauschbahnen. Es gilt, diese Belange gegenüber Bestrebungen nach Siedlungserweiterungen und Baulandgewinnung in die Waagschale zu werfen. Der globale Klimawandel erfordert es, Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgase zu ergreifen, aber auch Schritte zur Anpassung an die Folgen des unvermeidbaren Anteils des Klimawandels durchzuführen. Maßnahmen zu diesen beiden Zielen müssen aufeinander abgestimmt sein - neben den Vorteilen durch Synergien besteht aber auch die Gefahr von Konflikten. Gründächer beispielsweise sind empfehlenswert zur Anpassung an den Klimawandel, weil Sie der Aufheizung entgegenwirken. Gleichzeitig wirken sie isolierend und senken den Energieverbrauch. Elektrisch betriebene Klimaanlagen hingegen könnten eine Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel sein, sie verbrauchen jedoch Energie und sind dadurch wiederum klimaschädlich. Im planerischen Bereich hilft dichte Bebauung, den Energieverbrauch zu senken. Gleichzeitig kann es dadurch jedoch zu eijper Verstärkung des Wärmeinseleffektes kommen und damit zu einem Konflikt mit den Bemühungen zur Anpassung an den Klimawandel. Bei jeder potenziellen Maßnahme müssen also die möglichen Folge'n betrachtet und im Einzelfall entschieden werden. Zur Minderung urbaner Hitze sind stadtplanerische Maßnahmen notwendig. Grundlage für das Handeln ist das Wissen um die Schwerpunkte städtischer Überwärmung und möglicher Belüftungsachsen. Die Aufbereitung von Klimainformationen mit konkreten Empfehlungen für die Stadtplanung in Form von Stadtklimaatlanten hat sich in Stuttgart als sinnvolle Arbeitsweise bewährt. Neben Maßnahmen wie Begrünung und guter Durchlüftung der Stadt sind auch strategische Rahmenpläne wichtig. Sie setzen Einzelplanungen und einzelne Neubebauungen, die für sich klimatisch unschädlich sein können, in einen städtischen Gesamtzusammenhang. So lassen sich besonders klimasensible Gebiete strategisch sichern und von Bebauung freihalten. Hilfreich ist auch eine Bewertung innerstädtischer Brachflächen mit Klimaplanungspässen. Damit kann die Stadtplanung auf Investorenwünsche schneller klimaadäquat reagieren. Unerlässlich für die Berücksichtigung stadtklimatischer Fakten in der Stadtplanung ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Klimatologinnen und Klimatologen einerseits und Stadtplanerinnen und Stadtplanern andererseits. Insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels steigt die Notwendigkeit, das Klima in der Bauleitplanung zu berücksichtigen. Daraus ergeben sich neue Herausforderungen: Planungen müssen von Beginn an zusammen mit der Abteilung Stadtklimatologie entwickelt werden. Keine Planerin und kein Planer möchte fertige Pläne wegen stadtklimatischer Erfordernisse am Ende umarbeiten. Die Planung muss die klimatischen Anforderungen verstehen, um sie umzusetzen, und Klimatologinnen und Klimatologen müssen ihre Planungsempfehlungen in der Sprache der Planerinnen und Planer nach den Festsetzungsmöglichkeiten des Baugesetzbuches formulieren. Beide gemeinsam können dann fundierte Grundlagen in den politischen Abwägungsprozess der Entscheidungsträger einbringen - und somit die Klimaanpassung effektiv voranbringen.