Brasilien erlebte zwischen 1950 und 2000 einen sehr starken Zuwachs der städtischen Bevölkerung, der sich vorrangig auf relativ wenige Verdichtungsräume konzentrierte. Manche Städte hatten gar keine Stadtentwicklungspläne, andere hatten zwar Pläne verabschiedet, konnten aber nicht der ungeahnten Zunahme folgen oder hatten kein politisches Interesse daran, auf die informellen (und armen) Teile der Stadt zu achten, in denen sich das Bevölkerungswachstum vor allem abspielte. Eine der zwölf metropolitanen Regionen Brasiliens befindet sich im südlichsten Bundesland Rio Grande do Sul (RS): Porto Alegre, die Hauptstadt des Bundeslandes. Die Kommune von Porto Alegre hatte im Jahr 2000 1,3 Mio. Ew., seine metropolitane Region ca. 3,7 Mio. Ew. Dieses orientierungslose Stadtwachstum hat tiefe sozioökonomische Folgen, zog aber auch Umweltfolgen nach sich. In dieser Arbeit geht es um die Wasserverschmutzung. Diese wird hier nicht so sehr als ein technisches Problem rezipiert, sondern eher als eines der institutionellen Struktur, die versucht, dieses Problem zu bewältigen. Untersucht wird der institutionelle Rahmen der Umweltpolitik einer brasilianischen Metropole, um diese politisch-administrativen Aspekte besser zu verstehen. Nur wenn man die praktische Bedeutung dieses institutionellen Rahmens berücksichtigt, wird es gelingen, die Umweltprobleme in den großstädtischen Regionen zu überwinden. Als Werkzeug für die Analyse des Falles wurde der analytische Rahmen von E. Ostrom und ihrer Kollegen benutzt, das Institutional Analysis and Development Framework , kurz IAD-Framework. Andere Autoren, wie Mark Imperial, haben ihn bereits erfolgreich bei ähnlichen Fragestellungen angewandt. Die Untersuchung erfolgt durch die systematische Auswertung aller zugänglichen schriftlichen Quellen und Interviews. Beiden diente eine halbjährige theoretische Vorbereitung in Deutschland und anschließend ein dreimonatiger Arbeitsaufenthalt in der Region, wobei sich das IAD-Framework als eine hilfreiche Analysemaske erwies. Die institutionelle Analyse ergibt, das das Problem der regionalen Wasserverschmutzung durch zwei gesetzlich etablierte Systeme behandelt wird. Das Umweltmanagement- und das Wasserwirtschaftsystem. Das letzte ist das einflussreichere, vor allem weil innerhalb dessen der Staat durch seine partizipatorische Regulierung ermöglicht, dass das Wasser nicht mehr als ein reines öffentliches Gut (mit prekärer Verwaltung des Staates) betrachtet wird, sondern als eine Art von Allmenderessource (common good), über deren Nutzung die Betroffenen und Nutzer als Akteure eines Politikfelds diskutieren und Entscheidungen treffen. Die Lösungsansätze für die Wasserverschmutzung, die daraus resultieren, sind strategische Pläne für jedes Wassereinzugsgebiet, die von den Betroffenen formuliert und beschlossen werden. Darüber hinaus soll man bemerken dass, die Behandlung des Umweltproblems in der RMPA nur verständlich vor dem Hintergrund einer relativ eigenständigen lokalen Umweltkultur ist. Auch diese wird vorgestellt. Gedruckte Version im Logos Verlag [http://www.logos-verlag.de] erschienen.