Zusammenfassung Hintergrund und Ziel Auch in Zukunft wird die Belastung der Wälder Bayerns durch erhöhte bodennahe Ozonkonzentrationen undvermehrte Sommertrockenheit infolge des Klimawandels zunehmen. Für ein solches Szenario werden Ertragseinbußen prognostiziert. Die Wirtschaftsbaumart Buche (Fagus sylvatica L.) wird im Klimawandel aufgrund ihrer breiten ökologischen Amplitude als sehr anpassungsfähig eingeschätzt, wegen der Kombinationswirkung der Einflussgrößen Trockenheit und Ozonbelastung ist die Buche jedoch besonders hohen Risiken ausgesetzt. Ziel der Studie ist es, das überregionale Risiko für Bayerns Wälder durch die Ozonbelastung anhand verschiedener Bewertungskonzepte insbesondere in einem extremen Trockenjahr am Beispiel 2003 im Vergleich mit einem klimatisch durchschnittlichen, eher feuchten Jahr (2002) zu ermitteln. Darüber hinaus werden die verwendeten Bewertungskonzepte diskutiert und Weiterentwicklungen für eine mehr standortspezifische Risikobeurteilung empfohlen. Material und Methoden Die Untersuchung wurden an elf bayerischen Waldklimastationen und zwei forstlichen Forschungsstandorten durchgeführt, welche das Spektrum typischer Waldbestände in unterschiedlichen Höhenlagen, bei unterschiedlichen Temperatur- und Niederschlagsverhältnissen in Bayern repräsentieren. Für die Ozonrisikobewertung wurden die derzeit üblichen Bewertungsstandards verwendet, welche entweder auf der Berechnung der kumulativen externen Ozonexponierung (externe O3-Exposition) basieren (MPOC, Critical Level AOT40phen) oder welchen die Berechnung der ozonflussbasierten und phytomedizinisch relevanten Ozonaufnahme über die Stomata, d. h. der tatsächlichen Ozondosis, zugrunde liegt (Critical Level AFst>1,6,). Zudem wurden ozonbedingte Blattsymptome erhoben. Die zugrunde gelegte Datenbasis greift auf kontinuierlich aufgezeichnete Ozonkonzentrationen und meteorologische Daten von Waldstandorten und möglichst nahe gelegenen Luftüberwachungsstationen zurück. ErgebnisseFür Bayerns Wälder konnte gemäß der Ergebnisse sowohl zu den expositionsbasierten Indices AOT40phen und MPOC als auch zum ozonflussbasierten Index AFst>1.6ein hohes Risiko für ozonbedingte Wuchsbeeinträchtigung während des klimatisch durchschnittlichen, eher feuchten Jahres 2002 und im extremen Trockenjahr 2003 festgestellt werden. Die Schwellenwerte der verwendeten Konzepte wurden in beiden Jahren auf allen Flächen, meist schon zu Beginn der Vegetationszeit, deutlich überschritten. Die ermittelten Schwellenwertüberschreitungen der Critical-Level-Konzepte prognostizieren 5 %ige Wachstumseinbußen. Es konnten nur vereinzelt sehr geringfügig ausgeprägte ozonbedingte Schadsymptome an Blättern festgestellt werden. Diskussion Gegenüber den Indices zur Bestimmung der externen Ozonexposition zeigte jener des internen Ozonflusses bei Trockenheit deutliche Unterschiede bei der Einschätzung des Risikos: Während die externe Ozonexposition über das gesamte Flächenspektrum ein hohes Risiko anzeigte, war die tatsächlich über die Stomata aufgenommene Ozondosis und somit das Risiko auf allen Flächen in beiden Untersuchungsjahren auf trockenen Standorten bei langanhaltender Wasserlimitierung deutlich geringer als an feuchten Standorten. Die Wasserverfügbarkeit im Boden war für die tatsächlich aufgenommene Ozondosis ausschlaggebend. Aus der ozonflussbasierten Modellierung geht somit hervor, dass es, je nach Wasserverfügbarkeit, sowohl zu synergistischen als auch zu antagonistischen Wirkungen von Trockenheit und Ozonbelastung auf die Bäume kommen kann. An wasserlimitierten, trockeneren Standorten ist eine eingeschränkte Transpiration, gleichzeitig aber auch eine geringe Ozonaufnahme zu erwarten. Folgerungen, Empfehlungen und Ausblick Die Bestimmung der tatsächlichen Ozondosis infolge der Ozonaufnahme durch die Spaltöffnungen ist für eine realistische standortspezifische Risikoeinschätzung besser geeignet als jene der externen Ozonexposition und wird zur Verwendung bei Risikobewertungen empfohlen. Die prognostizierten 5 %igen Wachstumseinbußen stehen zunächst im Widerspruch zu den allseits beobachteten Zuwachssteigerungen in den vergangenen Jahrzehnten. Eine flächendeckende und statistisch abgesicherte Überprüfung des Ozonrisikos auf den Zuwachs steht ebenso aus wie eine gezielte Validierung von aktuellen Ozonrisikoschwellenwerten und deren Anwendbarkeit im Freiland. Spezifische Zuwachsanalysen von neu erhobenen und retrospektiven Daten könnten diese Lücke füllen. Als neuartiger Ansatz liefert die auf Xylemflussmessung gestützte Ermittlung der Bestandestranspiration standortspezifische Ursache–Wirkungs-bezogene Ergebnisse sowohl zur Ozonaufnahme als auch zum Wasserverbrauch von Waldbeständen und somit schließlich auch für die realistische Einschätzung des regionalen O3-Risikos. Wesentliche zukünftige Ziele sind die Verbesserung der Ozonflussmodellierung durch Einbeziehung boden- bzw. wasserhaushaltsrelevanter Standortseigenschaften sowie die oben erwähnte verbesserte Abschätzung der Kronen- bzw. Bestandestranspiration. Außerdem ist die Etablierung von standort- bzw. klimaspezifischen Schwellenbereichen für Waldbäume und deren Validierung in realen Waldbeständen eine dringende Notwendigkeit für die Entwicklung aussagekräftiger Modellvorhersagen für das O3-Risiko für Wälder.
Abstract Background, aim, and scope Increasing background concentrations of ground-level tropospheric ozone and more frequent and prolonged summer drought incidences due to climate change are supposed to increase the stress on Bavarian forests. For such scenarios growth reduction and yield losses are predicted. Sustainable forest management in Bavaria aims to significantly increase the proportion of beech (Fagus sylvatica L.) because of its broad ecological amplitude. In our regional study different approaches for calculating ozone impact were used to estimate the risks for Bavarian forests in the average climatic, rather moist year 2002 and the extremely dry year 2003. Materials and methods Measurements were conducted for eleven forest ecosystem sites and two forest research sites representing typical Bavarian forest stands under different climatic conditions and situated in different altitudes. For risk assessment currently used approaches were applied either based on the calculation of the cumulative ozone exposure (external dose; MPOC maximal permitted ozone concentration; critical level AOT40phen‚ accumulated ozone exposure over a threshold of 40 nl [O3] l–1, for the effective phenolgy of beech) or based on the calculation of the phytomedically relevant ozone flux into the stomata (internal dose, critical level AFst>1,6, accumulated stomatal flux above a flux threshold of 1.6 nmol O3 m–2 PLA; PLA = projected leaf area). For calculations continuously recorded ozone concentrations and meteorological and phenological data from nearby rural open field background measuring stations from the national air pollution control and from forested sites were used. Additionally ozone induced leaf symptoms were assessed. Results The exposure-based indices AOT40phen and MPOC as well as the flux-based index AFst>1.6suggest that Bavarian forests are at risk from O3 during a rather moist average year concerning climate conditions (2002) as well as in an extreme dry year (2003). Thus, growth reductions of 5 % are predicted when thresholds are exceeded. Threshold exceedance occurred in both years at all plots, mostly already at the beginning of the growing season and often even many times over. Ozone induced leaf symptoms could be detected only on a few plots in a very slight occurrence. Discussion The results for the applied critical level indices differed depending on climatic conditions during the growing seasons: Regarding exposure-based indices, the highest degree of threshold exceedance occurred in the dry year of 2003 at all plots; the flux-based approach indicated the highest stomatal ozone uptake and thus an increased risk at moist sites or during humid years, whereas the risk was decreasing at dry sites with prolonged water limitation. Hence, soil and accordingly plant water availability was the decisive factor for the flux-modelled internal ozone uptake via stomata. Drought and increased ozone impact can generate synergistic, but also antagonistic effects for forest trees. At water limited rather dry forest sites restricted transpiration and thus production, but concurrently lower ozone uptake and reduced risk for damage can be expected. Conclusions, recommendations, and perspectives For realistic site-specific risk assessment in forest stands the determination of the internal ozone dose via modeling flux based internal stomatal ozone uptake is more appropriate than the calculation of the external ozone dose. The predicted 5 % growth reductions are in discrepancy with the frequently observed increment increase during the last decades in forest stands. Comprehensive and significant statistical verification for ozone induced forest growth reduction as well as the systematic validation of thresholds for ozone in the field is still lacking. However, a multiplicity of different specific new and retrospective growth analysis data should allow closing the gap. Moreover, the determination of canopy transpiration with sap flow measurements is a novel approach to provide cause-effect related, site specific results for the effective internal ozone dose as well as for canopy water supply and consecutively for regional risk estimation. A further future objective is the refinement of O3 flux modelling by further consideration of soil/water budget characteristics and the above mentioned improved estimations of crown and canopy transpiration. Further, the introduction of threshold ranges for forest trees in view of their specific regional climatic conditions and their validation in real forest stands is necessary for developing meaningful ozone risk predictions for forests.