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Der Fremdwasseranteil im Abwasser der Verbandsanlage Starnberg hat Auswirkungen auf den Betrieb der Abwasserableitung und -reinigung und in der Konsequenz auf die Wirtschaftlichkeit des Abwasserverbandes. Das Fremdwasser, das als unverschmutztes Wasser mit abgeleitet und mit behandelt wird, verursacht vor allem zusätzlichen energetischen Aufwand, der sich sowohl in den Energiekosten als auch in allen anderen Betriebskostenpositionen bemerkbar macht. Hauptenergieverbraucher, die direkt vom Fremdwasseranteil beeinflusst werden, sind die Pump- und Hebeanlagen. Hier steigt der Stromverbrauch progressiv mit dem anfallenden Fremdwasser an. Auch der Stromverbrauch zur Desinfektion des Kläranlagenablaufs (vorgeschrieben im Zeitraum April bis September) steigt progressiv zum Fremdwasseranfall, was insbesondere in den Sommermonaten, in denen der Fremdwasseranteil hoch ist, zu höheren Energiekosten führt. Insgesamt beträgt der fremdwasserbedingte Anteil der Gesamtstromkosten im Bereich der Ringkanalisation 53 % und der Kläranlage 10 %. Eine Verdopplung des Fremdwasseranteils auf der Kläranlage von ca. 40 % auf 80 % ergibt eine Zunahme der Stromkosten um bis zu maximal 40 %. Weniger offensichtlich und damit schwerer zu quantifizieren sind die fremdwasserbedingten Kosten für die Wartung und Instandhaltung (z.B. erhöhter Verschleiß der hydraulisch beaufschlagten Anlagenteile), für die Reststoffentsorgung (Energie für Abholung, Entsorgung, usw.) und letztendlich für einen erhöhten Personaleinsatz in Form von zusätzlichen Fahrten für z.B. Probenahmen bei Abschlägen, für Kanalinspektionen und vor allem im Rahmen der Fremdwassererkennung und -sanierung. Erst die Berücksichtigung aller Betriebskostenkomponenten bei der Ermittlung der fremdwasserbedingten Kosten führt zu einer realistischeren Gesamtbetrachtung. Umgekehrt führt eine Reduzierung des Fremdwasseranteils im Abwasser zu größeren Einsparungen bei den Energiekosten (und somit beim Ressourcenverbrauch) als allgemein angenommen. Darüber hinaus wirkt sich der Fremdwasseranteil im Abwasser auf die Reinigungsleistung einer Kläranlage aus. Je höher der Fremdwasseranteil, desto geringer die Abbauleistung. Um die Grenzwerte einzuhalten, muss entweder mehr Energie in Form von direkter Energie (Primärenergie) oder aber in Form von virtueller Energie für die Herstellung und Anlieferung zusätzlich benötigter Betriebsstoffe wie Flockungshilfsmitteln und externen C-Quellen eingesetzt werden. Werden aufgrund eines erhöhten Fremdwasseranfalls und damit zur Einhaltung der Ablaufwerte keine zusätzlichen Maßnahmen in der Kläranlage ergriffen, so führt ein erhöhter Fremdwasseranteil direkt zu einer Erhöhung der Abwasserabgabe. Der Unterschied zwischen dem Fall Fremdwasseranteil 50 % - 55 % und entfallender Ermäßigung und dem Fall Fremdwasseranteil 25 % bzw. 0 % (und Ermäßigung für alle Parameter) beträgt ca. 100.000 Euro/a bzw. 135.000 Euro/a. Neben einer Erhöhung der direkten Kosten wirkt sich der Fremdwasseranfall auch auf die indirekten Kosten wie Abschreibungen aus. Die Lebensdauer von Anlagen und Maschinen und damit die Reinvestitionszyklen werden verkürzt, so dass in immer rascheren Abständen Neuinvestitionen (für Anlagen, bei deren Produktion und Anlieferung wieder Energie verbraucht wird) getätigt werden müssen, denen kein Ertrag gegenüber steht. Eine effektive Fremdwasserreduzierung ist somit aus ökologischen (Gewässerschutz, Ressourcenschonung) als auch aus (gesamt)wirtschaftlichen Gründen dringend geboten.