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Primäres Ziel dieser Arbeit ist die Entwicklung eines neuen Verfahrens zur dezentralen Zustandsüberwachung für intelligente Niederspannungsnetze (Smart Grids). In einem ersten Schritt wird ein verschlanktes Modell des Netzes gebildet, das den Anforderungen innerhalb einer dezentralen Automatisierungsumgebung genügt. Die wesentliche Herausforderung liegt dabei in der phasenentkoppelten Modellierung der Niederspannungsleitungen ohne den Einsatz symmetrischer Komponenten. Darauf aufbauend wird ein Lösungsalgorithmus modelliert, der eine mit einem systemimmanenten Schätzfehler behaftete Berechnung des aktuellen Netzzustands auf Basis eines unterbestimmten Netzgleichungssystems durchführt. Kern des Algorithmus ist die phasenentkoppelte Ersatzwertbildung für nicht überwachte Knotenleistungen, die eine Auflösung der Lösungsmannigfaltigkeit und damit die Bestimmung eines eindeutigen Netzzustands trotz Unterbestimmtheit des Netzes ermöglicht. Die Ersatzwertbildung mit nicht überwachten Knotenleistungen unterteilt sich in die Ersatzwertbildung für Abnehmerleistungen und die Ersatzwertbildung für dezentrale Einspeiseleistungen. Die Ergebnisse werden anschließend einem verschlankten Leistungsflussalgorithmus basierend auf der Gauß-Seidel-Methode zugeführt. Ergebnisse dieser zeitkontinuierlichen Leistungsflussberechnungen sind eindeutig bestimmte Knotenspannungs-, Zweigstrom- und Leistungsflussvektoren für das gesamte Netz. Die statischen Eingangsgrößen des Netzes umfassen insbesondere die Netztopologie und die Betriebsmitteldaten. Die modellierten Algorithmen werden in die Firmware des im Rahmen der dezentralen Netzautomatisierung eingesetzten Kleinfernwirksystems implementiert und anschließend einer umfangreichen Verfahrensvalidierung unterzogen. Eine vielseitig parametrierbare Simulationsumgebung bildet reale Netzgebiete ab und modelliert für diese Netze realistische Einspeise- und Verbrauchsprofile. Der Vergleich der Berechnungsergebnisse mit den Referenzszenarien erlaubt eine Analyse der Schätzgute der dezentralen Zustandsüberwachung. Ein zweistufiges Verfahren zur Optimierung der Messtopologie wurde als Software-Tool implementiert, das als Projektierungswerkzeug Verwendung findet. Das Konzept der dezentralen Netzautomatisierung dient der Vermeidung des kostenintensiven Ausbaus der Netzkapazität. Deren wirtschaftlicher Vorteil gegenüber der konventionellen Netzertüchtigung wird im Rahmen einer umfangreichen Beispielrechnung für ein reales, ländliches Niederspannungsnetz demonstriert.